Jedes Jahr begeben wir uns auf einen weiteren Abschnitt des grenzüberschreitenden Drauradweges. Waren es im Jahr 2018 zwei Tage von Silian nach Spittal, so war es im Jahr 2019 ein Tag von Velden am Wörthersee nach Weizelsdorf durch das Kärntner Rosental. Die Strecke ist mit etwa 30 Kilometern zwar relativ kurz, aber es gibt dort einfach so viele wunderbare Stationen zu besichtigen und wir hatten außerdem unseren langjährigen Referenten Dr. Wilhelm Deuer (Historiker & Austria Guide, ehemals Landesarchiv) mit dabei – das heißt, es ist auch fast jede Kirche und jedes Schloss mit am Programm 🙂 …… Dieser Reiseblog ist auch für all jene gedacht, die an einem Tag 100 Kilometer am Drauradweg zurücklegen, aber diesen nie verlassen, um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten abseits des Radweges zu erkunden.
Um 9.30 Uhr Start mit 11 Teilnehmer/innen am Bahnhof in Velden am Wörthersee. Unsere erste Station war gleich an der belebten Wörtherseepromenade vor dem Schloss Velden. Einst um 1600 von Bartholomäus Khevenhüller (unser Referent nennt ihn liebevoll „Bartl“) als „Absteige“ zwischen dem Khevenhüller-Hauptsitz auf der Burg Landskron bei Villach und der Landeshauptstadt Klagenfurt gebaut, hat das heute von der Falkensteiner Hotelgruppe genutzte Schloss aufregende Zeiten hinter sich. Als Funktionär der Kärntner Landstände musste Bartholomäus Khevenhüller ständig zwischen Landskron und Klagenfurt hin und her reisen und man bedenke, dass eine Kutschenfahrt von Klagenfurt nach Landskron damals in etwa 8 Stunden beansprucht hat, ab Velden waren es „nur“ noch 4 Stunden. Berühmt wurde das Schloss Velden durch die österreichische Fernsehproduktion Ein Schloss am Wörthersee mit Schönling Roy Black. Er würde sich im Grab umdrehen, wenn er sein derzeitiges Denkmal in Form einer vernarbten Büste, die an der Promenade steht, sehen könnte.
Ein kurzes Stück ging es danach den Südufer-Radweg entlang, bis wir durch die Gartenstraße schräg bergauf Richtung Selpritsch bzw. Rosegg und Rosental abgebogen sind. Entlang der Bundesstraße gibt es bis kurz vor Rosegg einen Radweg, dann muss man theoretisch etwa für 200 Meter auf die Bundesstraße wechseln – dort fahren die Autos allerdings etwa 100 km/h, weshalb wir auf dem Gehsteig gefahren sind. Vor der Draubrücke sind wir dann nach rechts abgebogen, um die Galerie Šikoronja zu besuchen – bei der Bundesstraße gibt es ein Schild mit der einfachen Aufschrift „Galerie“. In der Galerie werden von Inhaberin Marija Šikoronja seit 25 Jahren vorwiegend Ausstellungen mit Kunstwerken von Künstlern aus Slowenien und Kärnten, aber auch Deutschland gezeigt, darunter waren bereits Valentin Oman und Kiki Kogelnik. An diesem Tag war gerade für abends die Eröffnung zur Ausstellung „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ angedacht und wir waren sozusagen die ersten, die diese Ausstellung zu sehen bekamen. Eine Künstlerin war sogar vor Ort und hat uns unter anderem ihre Serviettenkollektion für Rosegg gezeigt – interessanterweise hat unser Referent während seiner Tätigkeit im Kärntner Landesarchiv das Wappen von Rosegg gestaltet.
Von der Galerie Šikoronja, die direkt an der Drau liegt, hatten wir gleich Anschluss an den Drauradweg, der direkt durch Rosegg führt. Nur wenige Meter nach der Draubrücke die erste Kirche: Die schöne Pfarrkiche St. Michael.
Wieder nur wenige hundert Meter weiter steht das Schloss Rosegg, das um 1770 von Franz-Xaver Wolfgang von Orsini-Rosenberg erbaut wurde. Er war Oberstkämmerer (also Finanzminister) von Kaiserin Maria Theresia und ihres Sohnes Josephs II. Der neue Herrschaftssitz sollte die ungemütliche Burg, dessen Ruine noch auf dem Hügel unweit des Schlosses sichtbar ist, ablösen. Heute befindet sich das Schloss in Besitz der Familie Liechtenstein. Um die Burg wurde ein Tierpark angelegt, der noch heute als Wildpark Rosegg besucht werden kann. Im Schloss selbst war bis vor kurzem noch ein Wachsfigurenkabinett untergebracht – derzeit hat dort ein Café geöffnet und man kann zumindest ein paar der spätbarock-klassizistisch gestalteten Räume besichtigen.
Weiter ging es dann entlang des Drauradweges nach St. Jakob im Rosental. Man kommt auf dem Weg auch bei der Keltenwelt Frögg mit den 600 urgeschichtlichen Hügelgräbern vorbei, für die wir allerdings leider keine Zeit hatten. Wer sie trotzdem mal besichtigen möchte, sollte einfach einmal bei meiner fixen, wöchentlichen Radtour „Halbe Wörtherseerunde“ mitradeln. Neben der Besichtigung des Pfarrhofes und einem der größten Denkmäler für den Kärntner Freiheitskampf (die Volksabstimmung jährt sich übrigens nächstes Jahr zum 100. Mal und wird von uns 2020 natürlich mit einem gebührenden KULTUR RAD PFAD begangen) hatten wir in St. Jakob auch unsere Mittagspause. Sehr empfehlenswert und überregional bekannt ist die Pizzeria Francobollo – sie ist auch so ziemlich die einzige Möglichkeit zum Mittagessen in dieser Gegend. Es gäbe noch den Lindenhof in Maria Elend, allerdings gibt es dort nur am Abend warme Küche.
Gut gestärkt ging es dann weiter zur beeindruckenden Wallfahrtskirche von Maria Elend. Da ich unter dem schattigen Lindenbaum auf die Fahrräder aufgepasst habe, kann ich leider nichts zum Inneren sagen, aber vielleicht ist ja einer der Teilnehmer/innen so nett und schreibt in den Kommentaren eine Ergänzung. Soviel weiß ich: Sie wurde während zweier Türkeneinfälle zerstört und beherbergt einen kunstvollen spätgotischen Flügelaltar, der fast so aussieht, wie derjenige im Maria Saaler Dom. Sie ist allerdings, anders als viele andere Kirchen, für die man vorher den oder die Messnerin anrufen muss, immer geöffnet.
Etwas hügeliger ist der weitere Abschnitt des Drauradweges bis zur Pfarrkiche St. Johann im Rosental. Durch die Verschlingungen der Drau ist der Radweg in diesem Abschnitt etwa doppelt so lang wie die Bundesstraße, aber einfach traumhaft schön durch duftende Blumenwiesen und beschauliche Dörfer. Feistritz im Rosental haben wir diesmal übrigens ausgelassen.
Am besten hat mir das Dorf Suetschach gefallen, denn die Straßen sind alle mit Kunstwerken einheimischer Künstler dekoriert. Suetschach gilt auch als Heimat einiger bekannter Kärntner Slowenen, wie Richi Klammer und Tonč Feinig. Interessant ist auch das dortige Teufelsmuseum direkt neben der Pfarrkirche. Leider habe ich dazu keine Eintragungen im Internet gefunden.
Die Pfarrkiche von St. Johann mussten wir aus Zeitgründen leider auslassen. Wieder zurück am Drauradweg ging es weiter zu unserer letzten Station in Weizelsdorf. Wie (fast) am Beginn unseres KULTUR RAD PFADES war es auch am Ende eine Kunstgalerie, die wir besichtigt haben. Die Galerie Walker in Schloss Ebenau zeigt zeitgenössische Kunst einheimischer und internationaler Künstler/innen. Die Familie Dietrichstein zu Hollenburg ließ das Renaissance-Schloss Ende des 16. Jahrhunderts erbauen. Nach mehrmaligen Besitzerwechseln und historisierenden Umgestaltungen kam es in den Besitz der Familie Walker, die dort auf drei Geschossen eine spannende Kunstgalerie eingerichtet haben.
Pünktlich um kurz nach 19.00 Uhr haben wir die S3 von Weizelsdorf nach Klagenfurt erwischt. Obwohl die dunklen Wolken bereits ab der Hälfte des Weges immer näher gerückt sind, haben wir zumindest alle trocken den Zug erreicht. Nur diejenigen, die in Klagenfurt ausgestiegen sind, hat dann noch ein voller Guss erwischt. Es scheint in diesem Jahr wohl an meinem Karma zu liegen, dass immer noch genau auf den letzten Metern eine Dusche kommt. Eine kleine Panne gab es ebenfalls, denn bei einer Teilnehmerin ist kurz vor Weizelsdorf noch der Reifen geplatzt. Glücklicherweise hatte eine andere Teilnehmerin ihr Auto in St. Johann geparkt und konnte das Fahrrad samt Fahrrerin zum Bahnhof in Weizelsdorf bringen 🙂
Und hier noch ein paar Eindrücke vom Drauradweg, der übrigens vom Deuschen Fahrradclub ADFC zurecht mit Bestnoten ausgezeichnet wurde. Der Radweg ist überall hervorragend ausgeschildert, auch die Abzweigung zu den jeweiligen Siedlungen und Sehenswürdigkeiten. Er verläuft teilweise auf Asphaltstraßen, aber vorwiegend auf festem Schotter und oft entlang der idyllischen Altarme der Drau. Kein Problem für normale City-Bikes oder E-Bikes.