IDYLLE PUR – TIEBEL TOUR

Wieder einmal durften wir feststellen, welch wunderschöne Orte mit bewegter Geschichte es in Kärnten zu entdecken gibt! Die Tiebel Tour hatte wirklich alles: idyllische Radwege, außergewöhnliche Geschichten, einen Schlauchplatzer und einen kleinen Zusammenstoß.

Pünktlich um 9.30 Uhr haben wir uns mit Referent Heimo Rinösl, dem Bürgermeister von Himmelberg, vor dem Bahnhof in Feldkirchen getroffen.

(Gleich mal ein Tipp vorab: Wenn man weiß, dass man wieder mit dem Zug von Feldkirchen abfährt, unbedingt das Zugticket gleich hin- und retour kaufen, da der Ticketautomat in Feldkirchen anscheinend keine Verbindungszüge schafft, wenn man umsteigen muss. Trotz der Eingabe „Klagenfurt“, wurde das Ticket bei allen immer nur bis Villach ausgedruckt.)

Wieder mal war uns das Glück hold und ich bin zufällig einige Tage davor auf die derzeit laufende „Tiebel Ausstellung“ des Fotoclubs Blende 22 in Feldkirchen gestoßen. Wir wurden also gleich über die wichtigsten Daten des sagenumwobenen Flusses informiert und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus: Um 1900 waren dort über 30 Haus- und Mautmühlen, 10 Eisen- und Hammerwerke, 10 Sägewerke, 1 Pappenfabrik, 1 Pulverstämpfe, 16 Bauernmühlen und 11 Flodermühlen in Betrieb, die für den Reichtum der Region gesorgt haben. Deshalb auch der gut gewählte Titel „Lebensader und Energielieferant“ für diese Themenradtour. Weitere spannende Informationen über die Tiebel: 660 Liter pro Sekunde Quellschüttung aus 40 Quellen (8 Badewannen könnten so in einer Sekunde gefüllt werden!!!!!!), 7 Grad jährliche Durchschnittstemperatur, d. h. das Wasser friert auch im Winter nicht zu und ist deshalb Heimat zahlreicher Lebewesen, die sonst den Winter woanders verbringen würden, und ein einzigartiges Ökosystem.

 

Tiebel-Ausstellung vom Fotoclub Blende 22 in Feldkirchen

Es ist zwar eher unüblich bei unseren Radtouren, dass das Gruppenfoto gleich zu Beginn gemacht wird, aber, wenn wir schon mal professionelle Fotografen vor Ort haben….

Gruppenfoto (c) Tanja Kraus, Fotoclub Blende 22

Von der Fotoausstellung ging es dann schnurstracks Richtung Tiebel, die ja Feldkirchen durchfließt und an den Quellradweg R2 von Ossiach ins Gurktal angeschlossen ist. Zweiter Stop im neu gestalteten Tiebelpark in Feldkirchen, der gleichzeitig als Hochwasserschutz angelegt wurde und, ähnlich wie in Villach der Draupark, als essbare Parkanlage dient.

Essbares Beet im Tiebelpark Feldkirchen
Hochwasserschutz Tiebelpark in Feldkirchen

Der Radweg ist von hier leider nicht mehr sehr gut ausgeschrieben. Fährt man der Straße entlang, muss man demnach links Richtung Hauptstraße und durch den neu gestalteten, zweispurigen Kreisverkehr. Danach hat man die Möglichkeit, entweder bei der nächsten Straße rechts in die idyllischen Dörfer abzubiegen und über Haidach gleich direkt entlang der Tiebel zu radeln oder an der Bundesstraße wieder auf den Radweg R2 Richtung Gurk aufzufahren, der allerdings, wie gesagt, entlang der Bundesstraße verläuft. Entscheidet man sich für die erste Variante, gelangt man bei Feistritz durch Überquerung der Tiebel wieder an die Bundesstraße und den Radweg R2.

Hier hatten wir dann auch unseren Reifenplatzer, der aber, dank tatkräftiger Hilfe unserer Radliebhaber, gleich wieder behoben war.

auch das gehört zum Radeln: Reifenplatzer

Danach ging es aber ohne weitere Vorkommnisse weiter. Vorbei an einem alten Mühlstein, der heute als Brunnen genutzt wird und köstlich, kühles Tiebel-Wasser führt, und einer ehemaligen Fabriksbaracke, biegt man dann links ab in den sogenannten Poitschacher Graben. Wir waren erstaunt, wie gut die Beschaffenheit des ausgeschilderten Wald-Radweges R2C Richtung Himmelberg ist. Auch für E-Bikes und „normale“ Fahrräder überhaupt kein Problem. Es gibt zwar ein paar Hügel, aber der feine Schotter am Radweg ist gut festgedrückt.

Am Grenzbrunnen zwischen Feldkirchen und Himmelberg wurden wir von unserem Referenten Heimo Rinösl über die Partnerschaft der beiden Städte informiert und haben gleich die Möglichkeit genutzt, um unsere Wasserflaschen aufzufüllen.

Grenzbrunnen zwischen Feldkirchen & Himmelberg
Die eiskalte, sagenumwobene Tiebel

Ein spannendes Thema sind auch die nach wie vor bestehenden Wasserrechte entlang der Tiebel.

Schautafel mit Informationen zu den Wasserrechten einzelner Familien & Firmen

Ein Highlight unserer Tiebel-Tour war sicher der Besuch der ehemaligen Zeilingerschmiede, der einzig erhaltenen von rund 10 Eisen- und Hammerwerken der Region. Ein wunderbarer Ausflugstipp für Groß & Klein. Führungen können über den Kontakt auf der Homepage von Zeilinger Metallbau gebucht werden oder direkt über die Telefonnummern auf dem Schild:

Kontakt für Besichtigungen der alten Zeilingerschmiede. Auch unter „Tipps“ aufgeführt
Vor der Zeilinger Schmiede (c) Teilnehmerin Karin Farkas

Die riesige Hammerschmiede sieht aus, als ob sie gerade erst verlassen worden wäre. Unzählige Werkzeuge, mehrere verschiedene, mächtige Schmiedehämmer und Kleidung machen den Anschein, die Arbeiter würden eben mal Pause machen. Außerdem wurden liebevoll detailreiche Informationstafeln angefertigt, die das schwierige, genau geregelte Leben der Arbeiter beschreiben. Von der ehemaligen k&k Schmiede der Habsburgischen Kaiserzeit sind auch viele Zunftbestimmungen und amtliche Dokumente erhalten. Interessant ist außerdem, dass in Himmelberg gefertigte Sensen in alle Welt exportiert wurden und maßgeblich zum Reichtum der Region beigetragen haben. Dieser einstige Reichtum ist noch in den prachtvollen Häusern von Himmelberg ersichtlich.

Nach einem kurzen Abstecher zum Gemüse-, Kräuter- und Obstgarten der Volksschule Himmelberg, wo die nachfolgenden Generationen bereits einen direkten Bezug zur Natur lernen sollen, ging es dann zur wenige Meter entfernten Jausenstation.

Gemüse-, Obst- und Kräutergarten der Volksschule Himmelberg
Die Volksschule Himmelberg liegt direkt am Radweg R2C

Gestärkt haben wir uns diesmal im Landgasthaus Zeilinger direkt an der Bundesstraße. Hier werden Kärntner Spezialitäten von einem Haubenkoch als köstliche Kunstwerke auf den Tisch gezaubert. Das neu renovierte Gebäude wurde erst vor wenigen Jahren wieder eröffnet und ist gemeinsam mit der Jausenschmiede die einzige gastronomische Einrichtung in Himmelberg.

Was wäre ein KULTUR RAD PFAD ohne Besichtigung einer Kirche? Genau, das wäre dann wohl kein KULTUR RAD PFAD. Praktischerweise befindet sich die romantische, reich geschmückte Pfarrkiche von Himmelberg direkt gegenüber des „Haubenwirtes“ Landgasthaus Zeilinger. Der 83jährige Pfarrer Reinhold Berger hat uns gleich eine interessante Führung gegeben. Diesmal gab es aber keinen Messwein zur Verkostung, wie das letzte Mal bei der Görtschitztal-Tour (Zwinker-Smiley)

Pfarrkiche Himmelberg (c) Teilnehmerin Karin Farkas
Führung durch Pfarrer Reinhold Berger

Den Rückweg hatten wir eigentlich zuerst über die Bundesstraße geplant, die ab Himmelberg kurz zwei Mal ansteigt und dann bis zum Bahnhof in Feldkirchen freie Fahrt abwärts gewährt. Da der Radweg entlang der Tiebel allerdings so schön war, haben wir einstimmig entschieden, dass wir diesen Weg auch wieder zurückfahren.

Danke nochmal an Bürgermeister Rinösl für die spannenden Informationen!

Hier noch ein paar Eindrücke:

Radtour durch das KunstVOLLE Görtschitztal

Wir waren alle überrascht von der Vielseitigkeit der „Norischen Region“, wie sich der Zusammenschluss von 9 Gemeinden in Mittelkärnten seit 1990 nennt und vermarktet. Das Görtschitztal ist ein wahres Eldorado für Historiker & Kunstliebhaber!

Start unserer Görtschitztaltour war um 9.00 Uhr der Bahnhof in Althofen (es gibt stündliche Zugverbindungen aus Richtung Klagenfurt, St. Veit, Judenburg, Wien). Diesmal hat zum Glück auch das Wetter mitgespielt, nachdem wir bereits zwei Thementouren in diesem Jahr verschieben mussten.

Althofen ist die einzige bewohnte Höhensiedlung in Österreich mit einer einzigartigen Altstadt: Mit Fresken bemalte Häuser aus dem 14. und 15. Jahrhundert, eine nahezu vollkommen intakte Stadtmauer mit einem imposanten Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert – der sogenannte „Annenturm“, benannt nach der Burgschauspielerin Anna Grobecker, die sich nach ihrer Schauspielkarriere in Althofen niederließ und dort ein Schloss direkt vor dem mittaltlerlichen Turm erwarb.

Eine weitere wichtige Persönlichkeit ist der Erfinder Carl Auer von Welsbach, von dem es auch ein mit Liebe geführtes Auer-von-Welsbach Privatmuseum in der Altstadt gibt. Er hat die noch heute ansässigen Treibacher Chemischen Werke gegründet (heute Treibacher Industrie AG = TIAG), hat vier Elemente neu entdeckt, den Zündstein für das Feuerzeug erfunden und war der Erfinder vom Glühstrumpf im Gaslicht („Auerlicht“), mit dem heute wieder die Altstadt beleuchtet wird, sowie der Metallfadenlampe.

Annenturm Althofen

Der Radweg von Althofen führt direkt nach Silberegg und Guttaring, wo wir nur kurz Halt gemacht haben, um die schöne Wallfahrtskirche Maria-Hilf auf dem Berg zu bewundern. Dann kam die erste Herausforderung an diesem Tag: der Schelmberg….. er ist wirklich ein Schelm 😉 ….. führt uns aber direkt ins schöne Görtschitztal.

Ab da ging es nur noch bergab – zumindest geologisch betrachtet. Man rollt eigentlich nur so durch Dörfer wie Wieting, Klein St. Paul, Eberstein, St. Walpurgen und Brückl.

Auf dem Weg begegnen uns zahlreiche keltische, römische, romanische, gotische, barocke und zeitgenössische Kunstwerke. Angefangen bei der prachtvollen Sakralkunst in den Pfarrkirchen

Gewölbe mit Wappenfeldern, Pfarrkiche Wieting

über riesige römische Kunstwerke

Museum für Quellenkultur, Lachitzhof

bis hin zu zeitgenössischen Kunstwerken, die uns auf Schritt und Tritt im gesamten Görtschitztal begegneten.

Künstler: Werner Hofmeister

Wir durften uns auch über zahlreiche spannende Begegnungen freuen, wie zum Beispiel über einen Pfarrer, der uns gleich auch eine Privatführung durch das Pfarrhaus gegeben hat mit abschließender Messweinverkostung …… oder einem Künstler, der uns in sein privates Refugium eingelassen hat, das er sich in einem noch aktiven Wasserkraftwerk eingerichtet hat.

Natürlich durfte auch der leibliche Genuss nicht fehlen: Eingekehrt sind wir diesmal um etwa 13 Uhr im Landgasthof Sonnberger in Klein St. Paul (wir sind genau richtig zur Schwammerlzeit gekommen, empfehlenswert ist das Eierschwammerlgröstl). In Klein St. Paul befindet sich nicht nur eine einzigartige Pfarrkirche, wo gerade ein umstrittenes Fassadenbild des Kärntner Nazi-Künstlers Switbert Lobisser neu restauriert wurde, sondern auch das Museum für Quellenkultur des zeitgenössischen Künstlers Werner Hofmeister. Dort sind Kunstwerke aus allen Epochen versammelt.

Stadtpfarrkirche Klein St. Paul, Fresko von Switbert Lobisser

Nach der Stärkung ließen wir uns weiter leicht bergab parallel zur Görtschitz durch das idyllische Tal treiben (der Fluss entspringt übrigens im steirischen Natura2000 Gebiet Hörfeldmoor und fließt bei Brückl in die Gurk – deshalb auch der slowenische Name Krčica für die Görtschitz, was soviel bedeutet wie: Kleine Gurk).

Unsere nächste Station: Die Gemeinde Eberstein mit dem prägnanten Schloss Eberstein auf einem Felsvorsprung. Der Name „Eberstein“ geht, gleich wie die Bezeichnung des davorliegenden Berges „Saualm“, auf den Wildschweinreichtum einstiger Tage zurück.

Schloss Eberstein

Leider konnte ich diesmal bei den Besitzern keine Besichtigung erwirken, denn Schloss Eberstein ist wirklich ein absolutes Juwel. Die ersten Gebäude auf der Anhöhe wurden bereits im 12. Jahrhundert errichtet. Auch die in Kärnten einst wichtige Familie Welzer (unter anderem Erbauer des Schlosses Welzenegg in Klagenfurt – das Schloss ist übrigens fixer Bestandteil meiner wöchentlichen Schlösser-Radtour in Klagenfurt) hat einige Gebäude hinzugebaut. Sein heutiges Aussehen im historistischen Tudor-Stil, der in Großbritannien im Übergang zwischen Renaissance und Barock entstanden ist, verdankt das über allem thronende Schloss jedoch der Gewerkenfamilie Christalnigg. Ab dem 15. Jahrhundert betrieb diese Familie eines der größten Hammerwerke in Kärnten. Reste davon sind noch im Museum für Quellenkultur zu besichtigen.

Der heutige Reichtum der Norischen Region hat ihren Ursprung in der Eisenverarbeitung des beliebten „Norischen Eisens“, das am oberen Eingang des Tales in Hüttenberg bereits seit den Kelten ab etwa 500 v. Christus abgebaut wurde (dort können heute noch einige Schaustollen besichtigt werden – außerdem befindet sich dort auch das berühmte Tibetzentrum von Heinrich Harrer). Das Norische Eisen war auch der Grund für die friedliche Annektion der „Provinz Noricum“ in das Römische Reich. Seit dem Ende des Abbaus im 19. Jahrhundert wurde es auch still um diese Region. Völlig zu Unrecht!

Von Eberstein ging es dann in den Endspurt bis Brückl und von dort Richtung St. Veit zum Bahnhof in Launsdorf. Abfahrt mit dem Zug in Launsdorf um 16.32 Uhr. Für diejenigen, für die 40 Kilometer noch nicht lang genug sind, gibt es noch die Möglichkeit, die etwas mehr als 20 Kilometer nach Klagenfurt am Wörthersee zu weiterzuradeln. Für alle anderen fährt ab Launsdorf stündlich eine S-Bahn in beide Richtungen. Sollte man gerade einen Zug verpasst haben, bleibt noch der Trost, die ehrwürdige Burg Hochosterwitz genauer betrachten zu können. Noch heute ist die Burg in Besitz der Familie Khevenhüller. Jedes Jahr findet dort traditionell das Ritterfest statt. In diesem Jahr am Samstag, den 14. Juli 2018 – ein guter Grund bei meiner wöchentlichen Burgentour von Friesach nach Hochosterwitz teilzunehmen.

Burg Hochosterwitz

Streckenführung: Von Althofen bis Guttaring führt ein gut ausgebauter Radweg. Über den Schelmberg muss man dann auf die Bundesstraße. Ab dem Talboden bis nach Brückl verläuft ebenfalls ein hervorragender Radweg hauptsächlich bergab. Die letzten 7 Kilometer von Brückl nach Launsdorf muss man dann wieder die Bundesstraße nutzen. Während der Woche kann es dort zu viel LKW-Verkehr kommen, am Wochenende ist es ruhiger. Wenn man sich entscheidet nach Klagenfurt weiterzuradeln, ist es fast empfehlenswerter, zuerst trotzdem Richtung Launsdorf zu fahren, denn von dort kommt man auf den wunderschönen Glanradweg, während die Strecke von Brückl nach Klagenfurt entlang der Bundesstraße verläuft.